Encaustic: aus dem Griechischen: egkaiein – einbrennen
Wachsmalerei, wobei die Farben eingebrannt werden Eine Methode, die Wandmalereien mit Wachs bedeckt, um die Farbechtheit zu bewahren.
Wachsmalerei, wobei die Farben eingebrannt werden Eine Methode, die Wandmalereien mit Wachs bedeckt, um die Farbechtheit zu bewahren.
Nach der Höhlenmalerei gehört Enkaustik zu einer der ersten Gestaltungsformen. Eine gängige These geht davon aus, dass vor etwa 3000 Jahren die Enkaustik-Künstler in Bienenwachs eingebundene Farbpigmente mit heißen Spachteln auf Holz- und Elfenbeintafeln auftrugen oder zur Dekoration von Grabstätten benutzten. Weil Wachs eine ausgezeichnete konservierende Wirkung hat, verwendeten die alten Griechen diese Substanz um ihre Schiffe wasserfest zu machen. Von daher war es nur ein kleiner Schritt auch mit Farbpigmenten versehene Wachse zu benutzen. Sogar Homeros (ca. 800 B.C.) erwähnte die bemalten Schiffe der Griechische Krieger, die vor Troja lagerten. Ob diese vielleicht mit Enkaustikmalerei verziert waren…?
Nofretete (Nefretiti) (die Schöne ist gekommen) Frau und Mitregentin von Echnaton Büste zur Zeit der 18. Dynastie (Neues Reich) zwischen 1353 und“1336 v. Chr. gefertigt. Eine C 14 Analyse des verwendeten Wachses ergab ein Alter von ca. 3350 Jahren Durch die Verwendung von Punischem Wachs ist uns bis heute der herrliche Anblick der Nofretete erhalten geblieben. Die Pigmente wurden in Punischem Wachs gebunden und die Büste anschliessend mit einer Schicht aus Punischem Wachs überzogen.
Unsere heutigen Erkenntnisse der antiken Enkaustik Malerei stammen hauptsächlich aus dem „Naturalis Historia“, verfasst durch den bekannten römischen Historikers Plinius Mayor (der Ältere). Er lebte im 1. Jahrhundert A.D. Dieses Hauptwerk Plinius’ beschreibt in 37 Bücher mehr als 20.000 fremdartige Sachen und u.a. auch die Technik der Encaustic. Allerdings hatte er anscheinend keine direkten Kenntnisse und vermittelt eher „Fakten aus dritter Hand“. Trotzdem gibt sein Werk uns einen Eindruck der verschiedenen Techniken und Anwendungen der Encaustic: Porträtmalerei, mythologische Szenen, das Einfärben von Marmor, Elfenbein und Terra Cotta. Plinius erwähnt außerdem Enkaustik Gemälde, die seinerzeit schon Jahrhunderte im Besitz einige römische Aristokraten waren und datiert damit die Enkaustik bis ins 5. Jahrhundert vor Christus. Lt. Plinius wurden Paneele durch „Schiffsanstreicher“ mit Enkaustik bemalt – womit eine Verbindung zwischen die erste Anwendung (als Wasserschutz) und der Kunst belegt wird. Die Eigenart des Wachses, sowohl Farbe zu liefern, als auch Schutz zu bieten, hat zur häufigen Anwendung dieser Technik geführt, z.B. als Verzierung griechischer Marmorstatuen, die heute weiss aussehen,
Es scheint, dass die griechischen Maler heiße Kohlen in Behältern aus Bronze nutzen, um das Wachs zu verflüssigen. Über diese Behälter legte man eine Art Gitter mit Vertiefungen für die geschmolzenen Farben und um die Cauteria/Spachtel und Pinsel warm zu halten. Plinius erwähnt drei verschiedene Werkzeuge um das Wachs aufzubringen:
Der Höhepunkt der Enkaustik lag in der klassischen Epoche der griechischen Kunst in Ägypten vom 1. bis 3. Jahrhundert. Am bekanntesten sind wohl die griechisch-römischen Fayum Mumienporträts, die den Toten ins Grab mitgegeben wurden. In der Oase Fayum, eine blühende Gemeinschaft im Niltal, lebten zwischen 1. und 3. Jahrhundert Griechen, Ägypter, Syriers, Libyer und andere Völker. Eine beachtliche griechische Bevölkerung hatte sich nach der Eroberung durch Alexander hier niedergelassen und übernahm allmählich die ägyptischen Gewohnheiten. So mumifizierten auch sie ihre Toten und gaben ihnen Enkaustik Porträts mit ins Grab. Diese sind die einzigen, noch verbliebenen Enkaustik Kunstwerke der Antike. Es ist bemerkenswert, wie – durch die schützende Wirkung des Wachses – frisch die Farben auch noch nach über zwei Jahrtausenden erscheinen. Ein wichtiges Merkmal dieser Bilder ist die Anwendung von Blattgold, entweder als Hintergrund oder, wie hier, als Kleidung oder Schmuck.
Die Fayum Porträts wurden auf dünne, leicht gebogene Holzteile gemalt. Meistens wurde direkt auf das Holz von dunkel nach hell gearbeitet. Manchmal wurde das Holz mit einer Art Leim oder Gips vorbehandelt.
Nachdem das große römische Reich zerfiel, geriet auch die Kunst der Enkaustik in Vergessenheit. Die Methode war arbeitsintensiv und schwierig. Die Produktionskosten waren hoch und konnten nicht mit der aufstrebenden Kunstform der Tempera konkurrieren.
Obwohl die Enkaustik Malerei schon vor Jahrtausenden praktiziert wurde, ist sie doch so vielseitig, wie jeder andere moderne Maltechnik. Die fertigen Bilder können poliert werden und scheinen danach von innen zu leuchten. Das Wachs lässt sich immer wieder verändern und mit andere Materialen kombinieren. Wachs wird sehr schnell fest, kann aber immer wieder von neuem geschmolzen und bearbeitet werden. Weil Bienenwachs unempfindlich ist gegen Feuchtigkeit, ist ein Enkaustik Bild fast unbegrenzt haltbar. Die Farben verblassen nicht und brauchen nicht fixiert oder durch Glas geschützt zu werden.
Enkaustik Kunstwerke waren so wertvoll, dass z.B. Kaiser Tiberius (14 – 37 n. Chr.) für ein Gemälde von Parrhasios (Anfang des 4. Jh. v. Chr.), das Bildnis eines Priesters der Cybele, 6 Millionen Sesterzen (über 4 Millionen Euro) bezahlte.
Für ein Argonautengemälde von Cydias (114 – 50 v. Chr.) wurden umgerechnet etwa 250.000 Euro bezahlt.
Für ein Gemälde des Tempel Yenus Genitrix (50 v. Chr.) von Timomacu von Byzanz zahlte Cäsar umgerechnet 1.000.000 Euro.
Im 18. Jahrhundert war der französische Archäologe und Literat Anne-Claude-Philippe Comte de Caylus einer der großen Wegbereiter der Enkaustik der Neuzeit. Er führte, basierend auf alten Schriften und pompejanischen Wandbildnissen, zahlreiche Untersuchungen und Studien durch. Seine Erfahrungen und Forschungen fasste er in zahlreichen Encaustic-Abhandlungen zusammen. Anhänger für seine Methoden fand er an der Pariser Akademie der Schönen Künste. In der Bibliothek der Abtei von Saint-Germain-des-Près errichtete man zu Ehren Caylus´ ein Denkmal, das von der Wiederentdeckung der Enkaustik zeugt. Letztendlich aber mussten die Künstler und Gelehrten des 19. Jahrhunderts erkennen, dass die antike Enkaustik anhand der wenigen Quellen nicht mehr identisch rekonstruiert werden konnte. Man ging deshalb dazu über, diese Technik wiederzuerfinden und als die „Neue Encaustic” anzuwenden. Ein eigenes Zentrum der Enkaustik entwickelte sich in München: durch Leo von Klenze und Georg Dillis inspiriert, schickte König Ludwig I. von Bayern den Künstler Georg Hiltensprenger nach Italien, damit er dort Enkaustik studierte. Die berühmtesten enkaustischen Bildnisse schuf der spätere Hofmaler Carl Rottmann (1797-1850) mit seinen ersten Exemplaren des Griechenlandzyklus (1838). Auf 23 Steingussplatten schildert Rottmann seine subjektive Sicht Griechenlands. Teile dieses Zyklus sind in der Pinakothek in München zu besichtigen.
Im 20. Jahrhundert erlebt die Enkaustik Malerei eine richtige Renaissance. Vor allem durch die fortschreitende technische Entwicklung wird diese Kunst wieder interessanter – das mühsame Schmelzen des Wachses bei genau richtiger Temperatur wurde durch elektronische Geräte stark vereinfacht. Ein weiterer geschätzter Vorteil ist, dass das Wachs kaum Zeit zum Trocknen braucht und immer wieder bearbeitet werden kann. In der modernen Kunst haben vor allem Jasper Johns, Robert Delaunay, Antoine Pevsner und Diego Rivera die Enkaustik immer wieder in ihre Arbeiten verwendet.
Das Gemälde „Flag“ von Jasper Johns aus der Kunstsammlung des Bestsellerautors Michael Crichton ist zu einem Rekordpreis versteigert worden. Das Werk des Pop-Art-Künstlers ging bei Christies für 25,5 Millionen Dollar weg. Ein unbekannter Bieter zahlte damit das Doppelte des Schätzpreises für das Anfang der 60er Jahre entstandene Werk.